So stellt sich das Autohaus Meyer auf die Zukunft ein
Mit einer kleinen Aral-Tankstelle und einer Kfz-Reparaturwerkstatt an der Lindenstraße in Elstorf hatte am 1.10.1969 alles angefangen: Damals legten Marga und Uwe Meyer den Grundstein für das Autohaus Meyer, das heute von Mirco und Uwe Meyer geführt wird. Ihre Aufgabe ist es, das Unternehmen mit seinen 35 Mitarbeitern durch bewegte Zeiten zu manövrieren, denn der Umbruch im Autohandel ist unübersehbar: E-Mobilität, CO2-Debatten im Zeichen des Klimaschutzes, der Diesel-Skandal, verstopfte Großstädte, alternative Mobilitätskonzepte – die Liste der Herausforderungen ist lang, wenn es darum geht, mit dem Verkauf von Autos Geld zu verdienen. Mirco Meyer und sein Vater haben sich bewusst dafür entschieden, den eigenen Betrieb im 50. Jahr noch einmal ganz neu aufzustellen. In den grünen Abgesang auf das Auto mit Verbrennungsmotor stimmen sie nicht ein.
Als Seat Stützpunkt-Partner sieht sich auch das Autohaus Meyer gefordert, wenn der Hersteller einen angemessenen Auftritt verlangt. Konkret: Die Fahrzeuge sollen in einheitlichem CI präsentiert werden. Der Volkswagen-Konzern gibt seinen Marken klare Vorgaben – und der Handel muss mitziehen. Oder aussteigen. Mittlerweile ist das Autohaus Meyer der einzige Seat-Stützpunkt zwischen Stade und Hamburg; auch, weil Händlerkollegen die nötigen Investitionen nicht aufbringen wollten.
Investitionen im großen Stil
In Elstorf sieht es anders aus: Es ist, als sei der Gründergeist von vor 50 Jahren noch einmal mit Vollgas durchgestartet. Die Meyers haben die Werkstatt um ein Drittel vergrößert, in neue Technik investiert, ein neues Reifen-Hotel für die Einlagerung von etwa 1000 Radsätzen gebaut und die Seat-Halle grundsaniert. Und da die Handwerker schon mal im Haus waren, wurde die gesamte Ausstellungsfläche gleich mit auf Vordermann gebracht. Mirco Meyer: „Wir haben eine neue 7,5-Tonnen-Hebebühne einbauen lassen, auf der wir jetzt auch Nutzfahrzeuge reparieren können – zum Beispiel Transporter aller Art. Außerdem haben wir einen modernen Lichtprüfstand eingerichtet. Hier reagieren wir auf die technologische Entwicklung im Bereich von LED- und Matrix-Licht. Wir sind davon überzeugt, dass sich diese Investitionen lohnen.“ Die neu aufgestellte Werkstatt steht Kunden unabhängig von der Fahrzeugmarke zur Verfügung.
Das Autohaus Meyer ist seiner Linie über die Jahrzehnte treu geblieben. Die Marke Seat ist seit 15 Jahren in Elstorf angesiedelt. In der benachbarten Verkaufshalle und auf der großen Außenfläche stehen aber auch zahlreiche Fahrzeuge von VW und Audi, die Meyer als Reimporte besonders günstig anbieten kann. Insgesamt sieht der Autohändler eine kontinuierliche Aufwärtsbewegung, räumt aber auch ein, dass es jetzt durchaus Themen gibt, die auch für Fragen sorgen. Ein Thema ist die E-Mobilität. Anfang 2020 bringt Seat den kleinen Mii als Voll-E-Version auf den Markt und vollzieht damit den Weg von VW nach. Mirco Meyer: „Für uns bedeutet das den Anbruch neuer Zeiten. Wir müssen unsere Mitarbeiter schulen, E-taugliche Arbeitsplätze einrichten, Ladesäulen installieren, Spezialwerkzeuge anschaffen und schauen, wie sich das Thema tatsächlich entwickelt. Das ist ein großer Umschwung.“ Er glaubt allerdings nicht, dass die E-Mobilität der Weisheit letzter Schluss ist und über kurz oder lang die Verbrenner verdrängen wird: „Ich denke, wir werden für eine relativ lange Übergangszeit mehrere Antriebssysteme nebeneinander auf den Straßen haben: sehr saubere Diesel, die es ja längst gibt, saubere Benziner, E-Fahrzeuge, Hybridfahrzeuge und vielleicht auch irgendwann Autos, die mit Wasserstoff betrieben werden. Darauf müssen wir uns als Händler und Serviceanbieter einstellen. Aber ich glaube nicht, dass wir auf Autos mit Verbrennungsmotoren schnell verzichten können. E-Mobilität hat ganz klar ihre Berechtigung, aber eben auch ihre Begrenzungen.“
E-Mobilität im Fokus
Wer günstig fahren möchte, hat allerdings noch eine andere Alternative. Mirco Meyer: „Seat ist innerhalb des VW-Konzerns Technologieführer im Bereich gasgetriebener Motoren. Diese Technologie ist zwar keineswegs neu und hat sich auch nie als Massenprodukt durchgesetzt, dennoch haben wir es hier heute mit modernen Fahrzeugen zu tun, die sich zu besonders günstigen Kosten betreiben lassen.“ Vorbei sind die Zeiten, in denen im Kofferraum kaum noch Platz war, weil dort der Zusatztank für die Gasfüllung untergebracht war. Ein Blick in den Seat Arona überrascht, denn der Gastank ist unterhalb der Ladefläche versteckt und fällt kaum auf.
Meyers Fazit im Jahr 50: „Sicherlich erleben wir derzeit einige Umwälzungen, aber ich bin sicher: Das Geschäftsmodell Auto wird nicht von heute auf morgen völlig abgeschafft. Außerdem gibt es ja vielerorts auch gar keine Alternative, auf die die Menschen umsteigen könnten. In großen Städten wie Hamburg mag das funktionieren, aber in der Fläche geht ohne Auto bis auf Weiteres nichts.“
Bericht: Kreiszeitung Wochenblatt, B&P, wb
Foto: Wolfgang Becker